Eine Armee voller Liebe, die an meiner Seite kämpft!

Hätte ich vor einem Jahr gewusst, was das neue Lebensjahr im Gepäck hat, so wäre wohl Flucht das Einzige gewesen, was mir vorschwebt. Dicht gefolgt von Angst und Schmerzen die diese Krankheit mit sich bringt und die in mir den Wunsch auslösen, mich unsichtbar zu machen oder einfach ganz in Luft aufzulösen.
Morgen ist mein Geburtstag und meine erste Chemotherapie liegt genau zwei Monate zurück. 

Ich schleppte mich zum ersten dieser Termine mit dem Wissen, dass es gleichermaßen mein Leben retten kann, wie es mir riesige Angst macht vor allem, was auf mich zukommt. Die letzten drei Monate haben mir etwas geschenkt: Angst und die Erkenntnis, dass nichts mehr planbar ist.
Zuerst hatte ich das Gefühl, nicht mehr atmen zu können, lag Nächte lang wach und schaute den Filmen in meinem Kopfkino zu. Ich dachte über alles nach, worüber man nie nachdenken will und bemerkte plötzlich, dass diese
Gedanken und Emotionen einzig der „Angst um mich selbst“ geschuldet waren. Es war das Endlichkeitsgefühl, das da so unvorbereitet auftauchte.

Jetzt ist es da, hat sich manifestiert und wird mich begleiten. Wenn ich an die nächsten Wochen denke, dann weiß ich, dass ich das nur mit meinen Freunden und meiner Familie schaffen werde. Diese Woche ist meine Geburtstagswoche und eine Zwangspause wegen schlechter Blutwerte, gibt mir eine Woche zum Durchatmen. Ich weiß nicht, ob sie ein Geschenk oder ein Rückschlag ist, doch habe ich mir vorgenommen, in dieser Woche nur Dinge zu tun, die mir Freude machen. Ich versuche, so viele glückliche Momente zu sammeln, wie es mir möglich ist und es mein körperlicher Zustand zulässt.

Und manchmal kann ich sogar Lachen, auch wenn Humor einem nicht immer den Arsch rettet, wenn man Krebs hat.
Manchmal rettet einen auch nur das Vertrauen in Ärzte, die Medizin oder das Vertrauen in sich selbst. Manchmal Freunde, Partner in crime, die ganz individuell Wege suchen, um das alles ein bisschen erträglicher zu gestalten. Manchmal Eltern und Geschwister, die da sind und mit den Wurzeln der Familie, den kranken Baum stützen. Manchmal die Kinder, die einen durch den Tag tragen, mit ihren Wünschen, Bitten, Forderungen, ihrer Offenheit und Zuneigung, die sich nicht immer darum scheren, dass man gerade einfach nur schlafen oder die Zeit zurückdrehen
möchte. Zurück auf irgendeinen Tag vor dem 12.März, dem Tag der Diagnose. Aber gut, jetzt ist es wie es ist und ich muss mit der verbliebenen Kraft, die ich noch habe, in dieses neue Lebensjahr starten. Ohne Haare, ohne Augenbrauen, aber mit tollen Mützen, Panik Petra und Schminkschablonen.

In ein neues Lebensjahr, für das meine größte Herausforderung sein wird, die Angst weg zu schubsen und dieser Krankheit zu sagen, dass sie sich die Falsche ausgesucht hat. Also beginne ich den Tag morgen mit einem Lächeln und dem Wissen, dass ich die tollsten Kinder, die wundervollste Familie und die weltbesten Freunde habe, die man sich wünschen kann.

Eine ganze Armee voller Liebe, die an meiner Seite kämpft.


26. Juni 2024 Zironensommer_1 

 

Mit den Zitronen-Besties die Bestie des Zitronensommers besiegen!

Heute vor genau vier Monaten, am 12. März gegen 10 Uhr, wurde ich komplett aus der Bahn geworfen mit der Diagnose Brustkrebs. In einem Besprechungszimmer der radiologischen Praxis. Aber schöne Orte gibt es für einen solchen Moment wohl ohnehin nicht. Um es vorwegzunehmen: Mir war schon während der Ultraschalluntersuchung klar, dass etwas nicht stimmt.
Die Ärztin erklärte mir die Veränderungen in meiner linken Brust, die alles andere als gut aussahen und sich später nach der Stanzbiopsie auch als bösartig herausstellten. Mehr habe ich aber schon nicht mehr mitbekommen, denn ich befand mich bereits im Tunnel. Im Tunnel der Angst, der Verzweiflung und der Panik wie im Jahr 2017. Nach einer Stanzbiopsie im Marienhospital damals stellte sich heraus, dass es sich glücklicherweise nur um ein harmloses
Fibroadenom handelte.
Doch ab jetzt konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, denn die einzige Angst, die seit Jahren wie ein Damoklesschwert über mir hing, war plötzlich Realität. Dabei hatte ich mich auf diesen Tag gefreut, der komplett anders hätte laufen sollen. Ich war mit meiner alten Freundin aus Studientagen, Sue, endlich mal wieder zum Frühstück verabredet. Selten schafften wir solche Seelentermine miteinander und waren deshalb beide voller
Vorfreude. Sie freute sich, wie ich, auf Gossip und alte Geschichten, doch jetzt war sie stattdessen die Erste, die von meinem Brustkrebs erfuhr.
All das raste durch meine Gedankengänge, während die Ärztin mir riet, schnellstmöglich einen Termin zur Biopsie auszumachen. Zu dieser Belastung, die richtigen Ärzte und die richtige Klinik zu finde, kam auch der Moment
alles meiner Familie und meinen Kindern zu erzählen. Bis heute bewundere ich vor allem meine drei Kinder für ihre Stärke mit dieser außergewöhnlichen Situation umzugehen. Auch meine Eltern und mein Bruder stehen seit diesem Tag hinter mir und unterstützen mich in jeder Hinsicht. Dann kam der Moment es meinem Freundeskreis zu erzählen.
Seit vier Monaten habe ich nun unglaublich liebe Menschen, um mich. Ich nenne sie meine „Zitronen-Besties“, also meine besten Freundinnen, die mich durch diesen Zitronensommer begleiten, um mit mir zu kämpfen und die Bestie Krebs zu besiegen. Manche davon kenne ich länger als mein halbes Leben, andere sind ganz neu dazugekommen. Jede für sich bringt ihre ganz eigene Besonderheit mit und Jeder bin aus tiefstem Herzen dankbar.
Obwohl ich immer Angst davor hatte, war mir nicht bewusst, was diese Diagnose für mich bedeutet. Für mich, mein Leben, meine Familie, meine Freunde, für alles und alle. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was auf mich zukommen würde. Was für eine Therapie mit so vielen Tiefschlägen, sehr vielen Tränen, Schmerzen und großen Ängsten.
Doch ich bin nicht allein.

2. Juli 2024 Zironensommer_2 
 

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